Sehr geehrte Crowds und Krauts . Einmal am Tag linse ich auf die Zahlen bei startnext.com/sandow. Der Balken im grünen Herz steigt. Es ist die befriedigende Beobachtung einer zwar ungewöhnlich langsamen, aber nicht enden wollenden Erektion der finanziellen Mittel, die Fieberkurve des Vertrauens in einen schon Totgesagten. Und dann plötzlich das. Wir schreiben den 4.1. 2017. Zum ersten mal fiel aus unerfindlichen Gründen unser Fundingbudget von 11713€ auf 11563€. Wie seltsam. Es geht also auch in die andere Richtung. Na klar! Es geht abwärts. Das grundlegende Gefühl, wenn man bei SANDOW Dienst tut. Es gibt immer noch ein Tal unter dem letzten. Die Berge werden höher, die Luft wird lauer und die Befindlichkeit einsamer. Es ist der Grundgroove der Bandseele. Seit wann eigentlich? Die Antwort ist recht einfach. Seitdem wir behaupten, Künstler zu sein. Seitdem wir das ernst nehmen. Seitdem die Leute immer nach den alten Stücken fragen. Seitdem wir störrisch wurden und nicht mehr alles bedienen wollten und das wollten wir ja nie.

Es ist seit Jesus Christus so. Kommst Du mit einer neuen Nummer hoch, nageln Dich die Leute ans Kreuz dafür, immer das Gleiche zu predigen, zu wiederholen, wiederzukäuen. Wir haben den Finger gezeigt und immer dafür bezahlt. „Er ist anders“ – ja das war unsere erste Hymne. Aber irgendwie stimmte das nach einer Weile nicht mehr, auch im Punk wohnt eine gewisse Spießigkeit und Unbeweglichkeit. Er ist nicht anders. Anders sind nur die wenigsten. Und die bilden keine Rudel. Also raus mit dem Stück aus dem Repertoire. Wir verloren zahlreiche Punks in unserem Publikum. „Born in the GDR“ – die perfekte Ansage zu Zonenzeiten, danach für uns Ballast und Pein, raus damit aus dem Programm. Scharenweise wandten sich die Leute ab. Egal. Wir sind Künstler. Mit uns geht’s abwärts, aber immer genial, immer Avantgarde, immer die, die vorne weg gehen, wenn es abwärts geht. Kommt die BRAVO in die Backstage reingeschneit, schmeiß sie raus, aber ein bisschen tzatziki. Dürfen es 30min beim Bizarre-Festival sein? Aber gerne! Zwanzig Minuten davon verbrauchten wir für unsere Ouvertüre. Dann konnten wir ja immerhin noch drei Titel spielen und die dreißigtausend Leute dachten, jetzt kommt der Hauptact. Irgendein „Die Ärzte“- Nachfolge-Projekt wurde danach gnadenlos ausgebuht. Logisch. Das Stadion wollte jetzt schließlich SANDOW sehen. Die versammelte Managementprominenz wusste nun, wie wir drauf waren. Stinker, für die es bald abwärts zu gehen hat. Oder die Nummer hier. Hat man aus Produzentensicht (Jor Mulder) für das neue SANDOW-Album einen einzigen Radiohit auf Tasche („NAC“ auf der Anschlag), fühlen sich die Herren Künstler plötzlich zu mainstreamig und müssen so ein schreckliches „Tronan Nitzo Dikanfas“ drüber orgeln und das Stück damit radiountauglich machen. Raus mit der Band aus dem Label. Die spinnen ja. Abwärts! Was fällt, das soll man stoßen. Sagte Nietzsche. Andere sagten anderes: „Ach komm, die sind aus dem Osten, lass sie uns zu dem tollen Kinofilm „Freispiel“ einladen. Gemeinsam mit Leuten von Can, Killing Joke, Element of Crime und noch vielen anderen. Das wird gut.“ Besonders wenn die Kollegen von SANDOW Durst haben und die Getränke frei sind. Dann darf sich der Regisseur vom Gitarristen schon mal ein paar Schmeicheleien einfangen: „Du Westarsch!!!“. Ach der ganze Tisch wurde leergefegt, die Flaschen, Aschenbecher, Gläser, auch das vom Regisseur flogen durch den Raum? Hatte der Gitarrist etwa schlechte Laune? Auweia – abwärts!  Wen Gott liebt, den prüft er. Und Gott prüfte. Diese großmäuligen, größenwahnsinnigen Kunstvollhorste. Schickte Syphilis, Tod und Alkohol, gute und weniger gute Drogen. Sandte wahnsinnige Manager aus, die angebliche Touren in Spanien und Schweden buchten, die dann in der Klapper landeten. Schickte auch lustige Vorbands, die lustige Sachen machten. Kabel durchschneiden und Gitarren vom Hauptact verstimmen, kurz bevor dieser die Bühne der ausverkauften Volksbühne betritt (Herbst in Peking) oder die alle Verstärker verstellen und den Filmprojektor unscharf drehen, bevor SANDOW loslegt (Rammstein). Die dafür auch noch Geld von SANDOW bekommen, in deren Hotelzimmern auf dem Fußboden schlafen dürfen und sich nie dafür revanchieren werden (schon wieder Rammstein). Schick die Burschen abwärts, lass sie Dreck schmecken, lass sie vor zehn Leuten spielen, lass sie Schulden haben. Lass sie all den Wahn gegen sich selbst richten. Sende Zwietracht, Missgunst, Eifersucht, auf das diese Scheißbande endlich auseinanderfliegt. 1999. Geschafft. Ein paar Jahre später krochen wir wieder aus unseren Löchern. Weil wir wussten, dass wir einmalig sind. Weil wir neuen Druck auf dem inneren Kessel hatten, der raus musste. Ganz gleich ob vor 10 Leuten oder nach Rammstein. Brachten die Kiong und uns selbst wieder an den Start. Mit Gelassenheit und diebischer Würde. Ha! Und ließen uns viel, viel Zeit für das nächste Album. Mit alter Freude und keinerlei Erwartung an irgendetwas. „Entfernte Welten“ – mal sehen wer soweit mit uns raus schwimmt. Gott wohl eher nicht. Er ließ die Studios nach wie vor viel Geld kosten. Wir schmissen die Geldmaschine bei Startnext an und siehe da, so viele alte Freunde zahlten in den Topf ein! Geht doch. Wo waren denn die geliebten Prüfungen, Herrgottnochmal !

Aber es kam der 4.1. 2017 und ihr ahnt schon, ab da ging es wieder abwärts. Von 11713€ auf 11563€. Kinder, sagen wir es mal so, wir werden das wegstecken. Aber vergesst nicht, den Sack könnt nur ihr zu machen. Bis zum 31.1. fehlen noch knapp 3500€, sonst geht es ganz klar a…..ahhhh! Oder wie Bukowski mal sagte „Baby, das Schlimmste kommt noch.“ Auf seinem Grabstein steht „Dont try“. Versuch es erst gar nicht. Ich glaube, wir und ihr schon.  kuk